Otto Schmidt Verlag

Aktuell im FamRB

Stufen der elterlichen Kommunikationsfähigkeit (Spangenberg/Spangenberg, FamRB 2020, 122)

Die Anforderungen an die elterliche Kommunikationsfähigkeit sind je nach Aufgabenumfang (Umgang, elterliche Sorge ohne Alltagssorge, elterliche Sorge einschließlich Alltagssorge, allgemeine Kindeswohlfragen) unterschiedlich hoch. Deshalb gilt es, einen den jeweiligen Anforderungen entsprechenden Maßstab zu praktizieren. Ein den Umfang und den Schwierigkeitsgrad der jeweiligen elterlichen Zusammenarbeit beachtender Maßstab hat sich jedoch trotz einer Vielzahl veröffentlichter Entscheidungen noch nicht herausgebildet. Deshalb wollen die Verfasser dazu beitragen, die Erfordernisse elterlicher Kommunikationsfähigkeit auszudifferenzieren.

1. Begriffliches

2. Erleichterte und erschwerte Kommunikation

3. Der Knackpunkt

4. Die Rolle des Gerichts bei Umgangsverfahren

5. Die Rolle des Gerichts bei geteilter Betreuung

6. Kriterien der Kommunikationsfähigkeit

7. Schlussbemerkungen


1. Begriffliches

Das Wort Kommunikation leitet sich aus dem Lateinischen „communis“ = gemeinsam her. Ziel von Kommunikation ist es, Gemeinsamkeiten zu finden. Die Aufgabe elterlicher Kommunikation besteht darin, sich einander verständlich zu machen, um die beiderseitigen Beiträge zur Verwirklichung des Kindeswohls aufeinander abzustimmen.

Kommunikation geschieht verbal und/oder nonverbal. Der nonverbale Anteil, Stimmqualität, Mimik, Gestik und sonstiges Verhalten überwiegt. Menschen geben ihren Worten durch die Art, wie sie mit einander agieren, die entscheidende Bedeutung. Sie kommunizieren selbst dann miteinander, wenn sie nicht sprechen. Schweigen kann sogar eine besonders eindringliche Ausdrucksform sein. Bekannt ist der Satz Watzlawicks, „man kann nicht nicht kommunizieren“.

Jede Aussage hat einen inhaltlichen und einen emotionalen Anteil, wobei die Worte mehr den Inhalt, die nonverbale Begleitung mehr die Emotionen transportieren. Eltern, die sich in Gegenwart ihres Kindes begegnen, sollten sich dessen bewusst sein, dass die Art, wie sie sich zu einander verhalten, eine mehr oder weniger wohltuende Botschaft für das Kind ist.

Gestörte Kommunikation ist ein Interaktionsmuster, das sich zwischen Beteiligten entwickelt hat und zirkulär, d.h. ohne Anfang und ohne Ende stets nach demselben Schema verläuft. Es ist daher müßig, bei Kommunikationsproblemen nach einem Schuldigen zu forschen, um auf ihn einzuwirken oder ihn zur Verantwortung zu ziehen. Die Aufforderung, elterliche Kommunikation zu verbessern, kann sich sinnvollerweise nur an beide Eltern richten. Erster Schritt zur Verbesserung von Kommunikation ist die Einsicht in die Musterhaftigkeit der Störungen. Haben sich Eltern die Art ihrer Kommunikationsprobleme bewusst gemacht, können sie gemeinsam ihre ineffektiven Muster auflösen und durch verbesserte Strategien ersetzen.

Eltern kommunizieren auf zwei Ebenen miteinander, einmal als Paar, das andere Mal als Eltern. Eine Aussage wie die, man könne nicht mehr miteinander kommunizieren, ist nicht eindeutig. Störungen können aus der Paarbeziehung stammen und sich auf diese beschränken oder auf die Elterngespräche übergreifen. Genauso können sie ...
 


Verlag Dr. Otto Schmidt vom 17.03.2020 16:22
Quelle: Verlag Dr. Otto Schmidt

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